Entzugserscheinungen der Glückshormone

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Entzugserscheinungen der Glückshormone

Entzug? Erscheinungen? Glück? Hormone? Tun sich hier etwa die Abgründe einer verpassten Biologiestunde auf? Die Überschrift lässt jedenfalls keinen Zweifel daran offen. Dennoch lässt sich hinter all den Worten auch die Idee eines ausgiebigen Schwalls über die Liebe vermuten. Keine Sorge. Ich werde mich literarisch nicht darüber auslassen, denn Liebe ist auch nur eine biochemische Reaktion des Körpers, so in etwa wie kotzen. Also aufgepasst. Hier der poetische Fingerzeig in wissenschaftlicher Form ausgedrückt. Wenn die Körperchemie bei der Produktion von Glückshormonen streikt und fortan Herr Adrenalin und Frau Cortisol scheinbar langfristig den Bund der Ehe geschlossen haben, dann heißt das nix Gutes. Das frisch vermählte Ehepaar ist auch besser bekannt unter dem gemeinsamen Nachnamen STRESSHORMON. In bestimmten Lebensphasen steht diese lästige Art von Hormon nicht nur hoch im Kurs, sondern gleich im Überschuss. Halb gedacht ist nicht ganz gewusst. Was also könnte das Thema sein? Diesmal ist der Hauptprotagonist tatsächlich nicht die Liebe, sondern das penetrante Anhängsel davon - der Kummer. Poeten haben es schon seit Jahrtausenden immer wieder zum Besten gegeben. Das magische Wort ist "Liebeskummer". Er schmerzt, macht Menschen krank und kann sie sogar umbringen. 

Das Herz bricht vor Trauer

Sind die Sinne immer noch geschärft? Auch wenn nicht. Die Pseudo-Bio-Stunde geht in Runde zwei. Damit sich der Mensch so richtig in Selbstmitleid suhlen und in einem leidenschaftlichen Anfall von Selbstzerstörung ergießen kann muss zuvor eine Voraussetzung geschaffen sein. Prämisse ist folglich das vorgeschaltete widerliche Verliebtsein. Wer kennt es nicht. Diese verliebten Menschen können einen manchmal so richtig auf den Sack gehen. Können ihre Blicke nicht voneinander lassen, ganz zu schweigen von ihren Händen. Verfallen in Knutschorgien und verseuchen mit ihrer Liebestrunkenheit die milden Gewässer von schwer erkämpfter innerer Ausgeglichenheit der Einzahl-Menschen. Verliebte sind eben wie auf Droge. Man kann ihnen ihre temporäre Unzurechnungsfähigkeit leider noch nicht einmal zum Vorwurf machen. Diese bescheuerten Herzchen in den Augen werden über die sogenannten Glücksgefühle gesteuert und genau diese sind die Folge von Endorphinen und dem Stimmungsaufheller Serotonin. Auch diese Übeltäter werden im Körper in unkontrollierbaren Mengen exzessiv ausgeschüttet. Man nehme das ganze und schüttele es profimäßig durch die Gegend und erhält den lustigen  Glückscocktail, der schlicht und ergreifend wie eine Droge wirkt. Folglich macht sich-verlieben unglaublich süchtig. Ganz vorsichtig kann man nun erahnen, was dieses ganze Treiben zur Konsequenz nach sich ziehen mag. Erfolgt die böse Trennung, versiegen die tollen Glücksdrogen. Aus dem Versiegen erwächst die Entzugserscheinung. So ist es kaum verwunderlich, dass der verlassene Mensch, ähnlich wie ein Drogenabhängiger mit heftigen Schüben an Entzugserscheinungen reagiert. Herzlichen Glückwunsch zum frisch erworbenen Liebeskummer.

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Für echtes Glück muss man mit Tränen zahlen

Plötzlich ist es passiert. Die finstere Macht des gebrochenen Herzens bricht über die naive Vorstellung einer niemals endenden Liebe herein. Hätte es doch mal geklappt, manchmal weniger von allem und trotzdem genug zu sein.  Was zurückbleibt ist die süße, aber nun erschütterte Illusion dieses romantischen Gedankens, an dem man sich wie verrückt festgeklammert hat. Unwiderrufbar formt sich der Ausdruck von Betroffenheit ins leere Gesicht. Verloren ist das einst mitreißende Lächeln und erloschen das Leuchten der funkensprühenden Augen. Die Zahlungswährung für echtes Glück entpuppt sich als Fremdwährung hergestellt aus einem Meer von Tränen. Denn das Glück ist irgendwo auf der gemeinsam geglaubten Strecke abhandengekommen und es stellt sich die bahnbrechende Frage, wo bloß dieses verdammte Irgendwo ist? Aber es gibt ihn nicht, diesen Ort, von dem man glaubt ausgerechnet dort suchen zu müssen, um fündig zu werden. Denn das Glück liegt einzig und allein in einem selbst.  Leider ist es manchmal überschattet von Schmerz und einfach nur ganz tief vergraben unter all dem schweren Kummer. Keine Sorge. Es bleibt nicht immer so erdrückend. Irgendwann wird ganz sicher genau das Lächeln aufblitzen, das all die drückende Schwerfälligkeit mit federähnlicher Leichtigkeit aufbricht.

Stellt sich nun eine weitere Frage: Wann ist Irgendwann? 

Wie hat das nochmal funktioniert mit dieser überschwänglichen Euphorie der ekelhaft Verliebten, die fast schon in den Wahnsinn abdriftet? Spontan fällt mir dazu grad nur folgendes wieder ein: Liebe ist auch nur eine biochemische Reaktion des Körpers, so in etwa wie kotzen! Aber ich vermute mal, das war es nicht ganz. Da habe ich mich wohl leicht emotional von meiner aktuellen zwiespältigen Haltung in Bezug auf Liebe mitreißen lassen. Zurück zur Fragestellung. Wie kann man denn nun dieser inneren Leere trotzen? Aktives Handeln ist die Antwort. Sie ist die einzige Voraussetzung, um diese Neurotransmitter wie Serotonin und Dopamin zu spüren. Ach ja, gemeint sind damit die sogenannten Glückshormone. Aber in Zeiten von akutem Liebeskummer funktioniert die Kommunikation der grauen Zellen untereinander nicht. Folglich bleibt da Bewegung gänzlich aus und Antriebslosigkeit hält gefühlt dauerhaft Einzug. Willkommen im Depri-Modus. Alles kann, nix muss.

Trennung bedeutet immer auch Abschied

Geht etwas zu Ende, denkt man automatisch an den Anfang zurück. Alles läuft vor dem geistigen Auge in Zeitlupe ab. Man schwelgt in tiefgreifender Wehmut, durchwachsen von gemischten Gefühlen. Alle schönen Momente, die einst in einem Strudel von Euphorie durch zwei Herzen gepumpt wurden, ziehen unaufhaltsam vorüber und das unerträgliche daran - jetzt schmerzen sie irgendwie. So wundervoll diese Augenblicke auch waren, man sollte sie gehen lassen. - genau wie den Menschen, der schlagartig zum Reisenden geworden ist. Das ist wohl das schwerste. Jemanden gehen zu lassen, den man für immer behalten wollte. Ein heldenhaftes Aufhalten wäre zwar ein Versuch - wenn auch kläglich, aber eben zwecklos. Denn der Mensch, der mal von Liebe sprach ist nun auch die gleiche Person, die blitzartig zum Fremden mutiert ist. Tränenreiche Wochen voller Kummer sorgen nun allmählich dafür, die Augen vom Nebel der Vergangenheit zu befreien. Ein ziemlich hartnäckiger Nebel wie ich finde. Seiner Kernkompetenz des Verschleierns hat er aller Ehre gemacht. Das Bild ist noch verschwommen. Aber es wird sich immer mehr ein Stückchen schärfer einstellen für eine klarere Sicht auf die Dinge im Jetzt. Wie von Geisterhand ist dann auch der lästige Schleier von Leid ganz unbemerkt restlos weggespült. Irgendwann - ganz bestimmt - wird sich auf wieder ein Zustand der Behaglichkeit einstellen, der sich wie eine lauschige Decke über die harte Zeit ausbreitet. Genau das ist dann der Zeitpunkt, an dem du wieder erfolgreich gelernt hast, allein zu sein und das Alleinsein sogar wieder gut finden wirst. Sei nicht gleich sauer, wenn es manchmal noch den Augenblick geben wird, in dem die Gedanken zwischen Panik und großer Traurigkeit pendeln. Denn es war zweifelsfrei die gemeinsam verbrachte Zeit, die dich einst als glücklichen Menschen zusammenhielt. Doch ohne diese Dinge, fühlst du dich als Mensch mit geschundenem Herzen wie aufgelöst. Brüte nicht zu sehr über deine Sorgen, sonst werden die am Ende noch schlüpfen. Also. Bleib bei dir und verliere dich nicht aus den Augen.

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Zwei Menschen, zwei Köpfe, zwei Herzen

...und facettenreiche Gefühlsstufen, die eine Bandbreite aufweisen von Freude bis Leid, von Liebe bis Gleichgültigkeit und darüber hinaus. Doch wie eigentlich beginnt diese ach so tolle Liebesgeschichte und wann verdammt noch mal entsteht dieser klitzekleine Bruch, der alle architektonischen Gesetze aushebelt? Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen treffen zwei Individuen aufeinander und wissen noch gar nicht welcher Weg für sie bestimmt ist oder ob überhaupt ein gemeinsamer Weg eine Richtung sein könnte. Doch sie nehmen sich zunächst einmal wahr. Mit jedem Wort und der dazugehörigen Klangfarbe der Stimme, die alle darauffolgenden Worte zu Musik werden lassen, entstehen liebevolle Gedanken - und plötzlich nennt man das, was da passiert - Verliebt-Sein. Das Herz, was vor Glück platzen, das Lächeln, das breiter gar nicht sein und der gezielte Blick für den neuen Lieblingsmenschen, der sich fesselnder gar nicht anfühlen könnte. All das lässt die spontane Vermutung aufkeimen, endlich angekommen zu sein. Den Herzensmenschen, der so ewig lang auf sich warten lassen hat, endlich in die Arme zu schließen. Doch letztlich lässt der realitätsbewusste Hammer von So-Ist-Es (mit einem verdammt harten Schlag) nicht lange auf sich warten. Im Hause Wünsch-Dir-Was reichen die Erschütterungen von erdbebengleich zu tsunamiähnlich. Schonungslos wird die "Heile Welt" aus ihrer gewohnten Umgebung sicher herausgerissen. Alles Gerät aus den Fugen und sie erleidet kratertiefe Risse einer erbarmungslosen höheren Gewalt geschuldet. So fühlt es sich an, wenn die ersten Ecken und Kanten sichtbar und irgendwann auch spürbar werden. Man verletzt sich an ihnen. Erst einmal...und dann gefühlt unzählbar. Aber ist das denn so schlimm? Nur - weil es weh tut? Für den Großteil der Menschheit offenbar schon. Sie gehen lieber, statt zu bleiben. Das sind dann die Menschen, deren Taten ganz klar beweisen, dass ihre Worte nichts wert sind. Tatsächlich ist das genau der Punkt, den viele Menschen aus Erfahrungen heraus unterschiedlich bewerten. Gleichzeitig beginnt aber auch genau dort die Reise einer Beziehung - mit den Stärken und vor allem Schwächen eines Menschen umgehen zu lernen. Ihn zu stützen, wenn seine Kräfte schwinden. Ihn die Hand zu reichen, selbst wenn er sie ablehnt. Ihn zu lieben, selbst wenn sich  seine verzweifelten Worte messerscharf ins Herz einschneiden. Denn er braucht diese Liebe grad am dringendsten. Aber wie kann man sich das von einem geliebten Menschen wünschen, wenn dieser so gar nicht im Lot mit sich ist? Meist sogar unsicher, innerlich ausgehöhlt und sich selbst mehr hasst als liebt? Seltsamerweise scheint es dafür aber einen Überfluss an reichlich Platz für eine selbst gezüchtete Eislandschaft zu geben. Denn alles, was man am Ende bekommt ist diese eisige Kälte. Das ist dann das Kapitel, in welchem die Gleichgültigkeit zu einem geboren wird. Na dann mal Prost. Der Whisky Cola steht schon trinkbereit!

Es heißt, am Ende wird alles gut - doch was, wenn noch nicht alles gut ist, was dann?

Dann ist es wohl auch noch nicht das Ende oder? Das Herausfordernde an Trennungen ist das Ausklammern von Emotionen. Aus einer gefühlsbetonten Zweisamkeit, einen nüchternen Sachverhalt zu erstellen. Dies erfordert ganz klar die Königsdisziplin. Immer wieder holen einen Erinnerungen ein. Bei einem bestimmten Lied, Wort oder Ort. Erinnerungen, ertränkt in einem Meer von Verzweiflung, überschattet von Kummer und vergiftet von einem widerlichen Beigeschmack der Bitterkeit von Schmerz. Zack wird das hart erarbeitete Wieder-Zu-Sich-Finden kurzweilig erschüttert und für einen Augenblick scheint es so, als würde alles wieder in Wanken geraten. Aber es scheint eben auch nur so. Denn letztlich ist es völlig menschlich, wenn das Herz Sehnsucht signalisiert - eine Sehnsucht eingeschnürt in einem Korsett von Enttäuschung. Und auf der anderen Seite bleibt es weiterhin stumm, denn alle Versuche infiziert vom Funken der Hoffnung auf Gehör laufen gnadenlos in eine Einbahnstraße. Auch die Kommunikation scheint wie ein Systemfehler zu funktionieren. Sie mündet unentwegt in eine Einwegkommunikation - und das in Schleife. Manchmal ist es eben auch Zeit loszulassen. Leider kommt niemand um diese vier Phasen, die der Liebeskummer hervorbringt. Ganz sicher bin ich kein Experte. Lediglich nur jemand, der wohl in 37 Jahren ziemlich viel erlebt hat und einfach seine Erfahrungswerte teilt. Der Kummer mit der Liebe hat sich nicht ein Stück verändert, genauso wenig die mords Schmetterlinge im Bauch beim Verliebtsein. Mein Herz werde ich niemals hinter hoch errichteten Mauern einsperren oder Menschen für meine Vergangenheit verantwortlich machen. Lediglich haben sich jetzt andere Sinne geschärft, früher zu erkennen, was mir nicht gut tut.

Wie schon in einem Artikel zum Besten gegeben: "Durchhalten bedeutet, einen langen Schmerz auszuhalten. Damit bietet man jeder Krise die Stirn und wird sie auch erfolgreich bestreiten. Letztlich liegt es in Deiner Hand wie sehr Du etwas willst. So ist das Leben - ein ungetarnter Arsch in Perfektion!" Also, halte durch und du wirst feststellen, dass du nicht mehr warten wirst, bist der Sturm vorübergezogen ist, sondern wie lange du im Regen tanzen kannst.

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Kommentare: 4
  • #1

    Alexandra Strauss (Samstag, 22 April 2017 13:34)

    Das ist super toll formuliert.. wünschte ich hätte das Talent diese Worte zu formen. Hast Du sehr gut geschrieben... Aber es ist die Wahrheit.

    Ziehe meinen Hut vor Dir.

  • #2

    Jenna (Sonntag, 23 April 2017 12:25)

    Liebe Alexandra! Es freut mich sehr, dass Dir der Artikel mehr als gefällt. Wie gesagt, das Leben bringt einfach Unikate hervor und es schrieb sich fast wie von selbst.

  • #3

    Debby (Montag, 24 April 2017 08:39)

    Wow.gewappnet für Entzug und Überfluss

  • #4

    Zac (Dienstag, 29 Dezember 2020 23:49)

    Klasse Wortwahl Jenna. Mit viel Charme und Witz die ungeschönte Wahrheit.